Der Mensch hat im Laufe seiner Evolution eine für uns Katzen äußerst unvorteilhafte Vorliebe für Fliesen, Parkett und Laminat entwickelt. Vor allem wir Katzen mit behaarten Fußsohlen finden beim Rennen und Springen auf glatten und harten Untergründen keinen Halt. In solche Böden können wir noch nicht einmal unsere Krallen bohren. Euch Menschen scheint das köstlich zu amüsieren – das Internet ist voll von Katze-rutscht-über-den-Boden-Videos -, für uns Katzen hält sich der Spaß jedoch in Grenzen.
Wer von euch Menschen schon einmal mit dicken Wollsocken auf einem polierten Sporthallenboden Basketball gespielt hat, weiß, wie es sich anfühlt, beim Losrennen, Abstoppen oder Springen ständig wegzurutschen. Leider haben die wenigsten Menschen schon einmal mit dicken Wollsocken auf einem polierten Sporthallenboden Basketball gespielt, daher lasst euch von mir sagen, wie wir Katzen uns dabei fühlen:
Um sich nicht ernsthaft zu verletzen, kann man sich auf rutschigen Untergründen nur im Schritttempo bewegen. Katzenkörper sind jedoch für sportliche Höchleistungen designt – für Sprünge, die das Sechsfache unserer Körperhöhe erreichen, sowie für schnelle Antritte und plötzliche Richtungswechsel, durch die wir selbst fliehende Mäuse und Kaninchen hin und wieder im kurzen Sprint einholen können. Müssen wir auf glatten Böden springen und sprinten, sind Zerrungen, Überdehnungen oder Schlimmeres früher oder später vorprogrammiert. Klar, wir lassen uns Verletzungen und Schmerzen möglichst nicht anmerken. Dass wir nicht ständig humpeln oder heulen heißt jedoch nicht, dass alles in bester Ordnung ist.
Auch ich bin schon einmal nach einem eigentlich harmlosen Sprung auf glattem Boden so ungünstig aufgekommen, dass ich danach wochenlang nicht auf Tische und die Arbeitsflächen in der Küche springen konnte. Letzteres hat mein Mensch zwar insgeheim nicht sehr bedauert, doch da er schmerzhafte Stürze auf glatten Sporthallenböden glücklicherweise aus eigener Erfahrung kennt, besitze ich mittlerweile einen großen Spielteppich sowie zwei kleinere Teppiche am Anfang und am Ende meiner Rennstrecke im Flur.
Ein praktischer Nebeneffekt meiner Teppichsammlung ist: Wenn ich in Spielstimmung bin, brauche ich mich nur auf einen meiner Teppiche zu begeben und dort ein bisschen zu miauen und übermütig rumzukratzen, schon weiß mein Mensch, dass er mit einem Spielzeug herzukommen hat. Das klappt zwar nicht immer, seit der moderne Mensch begonnen hat, sogenannte Katzenratgeber zu lesen, in denen ihm eingebläut wird, seiner Katze mit Unachgiebigkeit und Konsequenz zu begegnen, da sie ihn sonst zum Spielball ihrer Launen machen wird. Wenn man als Katze die Unachgiebigkeit und Konsequenz seines Menschen jedoch in seine Planung einbezieht und beispielsweise zehn Minuten, bevor man spielen möchte, auf dem Teppich herumkratzt, um sich danach an Ort und Stelle „brav“ zusammenzurollen, bekommt man meist doch auf den Punkt genau das, was man haben will.
Wer noch keinen Katzenteppich hat, dem empfehle ich ein Modell aus Sisal, denn der gibt den Pfoten nicht nur hervorragend Halt, sondern lässt sich auch zur Krallenpflege nutzen. Ich persönlich habe meine Leidenschaft für horizontale Kratzflächen erst durch meinen Sisalteppich entdeckt. Bis dahin hatte ich ausschließlich an Kratzsäulen, Kratzbäumen und Sofas gekratzt. Wenn mich jetzt ein Kratzbedürfnis überkommt, kratze ich oft einfach auf dem Teppich, der sich gerade unter mir befindet.
Also, mein dringender Apell an alle Artgenossen, die sich noch auf rutschigen Böden herumplagen: Jagt eure Menschen zum Teppichkauf!